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Wie die Raschauer in alter Zeit das Dorf bebauten

(Auszug aus einer Veröffentlichung im "Raschauer Anzeiger 01/1993 - Autor: Siegfried Hübschmann)

Vor 900 Jahren war unser Tal unbewohnt; kein Mensch, kein Acker, kein Haus. aber üppiger, fast undurchdringlicher (und gesunder) Wald. Die ersten Siedler kamen bekanntlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hierher. rodeten den Urwald, wurden sesshaft. Sie gaben dem Ort den Namen, auch dem Flüsschen, das sie "Mittweida" nannten (nicht "Große Mittweida"). 22 Bauernfamilien hatten sich angesie­delt. Der Grund und Boden war in 22 Ganzhufen aufgeteilt worden. Darauf standen bald auch 22 Güter. Noch heute lässt sich nachweisen, welche bäuerlichen Anwesen zu diesen ursprünglichen Hufen gehörten.

Erst 350 Jahre später erhalten wir neue Kunde vom Fortgang der Besiedlung. Von 1531 ist uns das bisher älteste bekannte Einwohnerverzeichnis überliefert. das auf die beginnende Kirchenreformation im Ort zurückzuführen ist. Laut dieser Liste lebten im Klosterdorf Raschau 30 Bauernfamilien. Die Zunahme kommt daher, dass die Grundstücke zerteilt, meist halbiert worden waren, um die Arbeit überhaupt bewältigen zu können, aber auch um die Erben zu befriedigen.

Diese Gutsteilungen setzen sich auch in den folgenden Zeiten fort. So entstanden Halb-, Dreiachtei- und Viertelhu­fengüter. Einmal ist sogar ein Halbviertelgut nachzuweisen. Etliche Bauern. konnten sich im 16. Jahrhundert einen Knecht oder eine Magd leisten. Beides vermochte Oswald Schubert, ein Ganzhüfner (1993 Annaberger Straße 67 und 68 bei Gotthard Schällig und Wolfgang Richter).

Neun Familien besaßen damals ein Haus, darunter die Mer­kel, Zimmermann, Ficker und Lang. In allen Häusern war ein Stall ein- oder angebaut. Meist hielten sich die Häusler eine Kuh. In allen Ställen des Ortes standen 1542 insgesamt 195 Kühe. Die Schätzung ergibt, es müsste auf jeden zweiten Bewohner ein solches Tier gekommen sein. Demnach gehörte das Dorf wohl nicht zu den ärmsten. Übrigens die einzige Bauernfarn ilie, die seit 1531 über Generationen hinweg bis heute ihren alten Namen bewahren konnte, ist die von Paul Neubert, Schulstraße 102, im Volksmund "Hänel-Girch". Der älteste bekannte Besitzer hieß Heinrich Neubert.

Die Holzordnung des Kurfürsten August für das Amt Grün­hain stammt von 1560. Sie enthielt Anordnungen, die dem Erhalt des durch die Hammerhütten heruntergekommenen Waldes dienen sollten. Dazu sind Namenslisten beigefügt mit Angaben darüber, wie die Dorfbewohner zu ihrem Feu­erholz kommen können. Wir finden nun 34 Bauerngüter vor, darunter 12 ganze Hufen, 18 halbe und 4 Viertelhufen. 7 Bauern besaßen keinen Wald. Die anderen konnten "sich selbst beholzen". Wie treffend und einfach doch unsere deutsche Sprache sein kann. Die Anzahl der Häuslerstellen war auf 16 angewachsen, wahrscheinlich durch den in Gang gekommenen umfangreichen Eisenbergbau am Emmler und auf dem Hutstein (heute Gartenanlage Freier Blick).

Unter den Althäuslern finden wir u. a. die derzeitigen Anwe­sen Annaberger Straße 17 (altes Peuschel-Haus), 23 (Heinz Teumer), 24, 25 (Günter Leichsenring), 103 (Hermann Oe­ser) und auf der Schulstraße Nr. 58 (Klaus-Jürgen Pauke), 152 (Werner Ficker).

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