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Die Homepage wurde von der Interessengemeinschaft "Chronik Raschau" erstellt und ist keine offizielle Seite der Gemeindeverwaltung.

 

Von einer Ziegelei zum Wohn- und Geschäftsgebäude

(Heute Straße des Friedens 4)

Die Ziegelei von Johann Friedrich Freitag

Die Fluren des Ganzhufengutes des Johann Friedrich Freitag (OL 71, Annaberger Straße 93 heute Steffen und Carola Schneider gegenüber Volkshaus) dehnten sich einst bis nach Pöhla zum Friedrichsbach aus. Ältester bekannter Besitzer war 1531 Michael Ficker.

Johann Friedrich Freitag (*7.10.1829 - +12.12.1899). eröffnete 1886 auf seinem Feldgrundstück nicht weit von seiner Bauernwirtschaft eine Ziegelei. Bereits drei Jahre danach (1. Dezember 1889) wurde die Bahnlinie von Schwarzenberg nach Annaberg eröffnet, die nun zwischen der Ziegelei und dem Gut hindurchführte. Die Freitags waren eine bekannte Familie. Der Vater Christian Gotthold Freitag (*18- 8.1801 - +12.9.1871) besaß in Raschau die untere Mühle (OL 83, Schulstraße 116), der Großvater Johann Friedrich Freitag (*24.8.1760 - +27.9.1814) war Inhaber der mittleren Mühle (OL 112, Mühlstraße 5; später als 'Süßmühle' bekannt).
1888 wurde ein Gebäude von 239 qm Grundfläche mit einem Brennofen errichtet mit einem 27 Meter hohen Schornstein. Weiterhin entstanden folgende Ziegellufttrockengebäude: 1888 ein Gebäude zu 148 qm, 1890 drei Bauten zu 34,370 und 300 qm, 1891 zwei Bauten zu 88,4 qm. Das Rohmaterial für die Ziegelherstellung wurde aus der unmittelbaren Umgebung beschafft.
Johann Friedrich Freitag war zweimal verheiratet: ool 31.8.1851 Wilhelmine Freitag, verw. gewesene Weigel (*20.6.1828 - +3.4.1864); ooll 28.2.1865 Auguste Henriette Freitag, verw. gew. Weigel, geb. Vogel (*15.6.1831 - +16.10.1878). Freitag hinterließ 9 Kinder: Albin, Paul, Johann Friedrich, Marie, Hedwig, Liddy, Martha, Selma, Minna (*16.2.1855 - +17.1.1926). Selma Freitag besaß das Bauerngut bis nach 1930).
Nach dem Tode des Besitzers Johann Friedrich Freitag 1899 betrieben die Geschwister Minna und Selma Freitag die Fabrik noch einige Zeit. Doch 1905 wurde die Produktion eingestellt.

1891 Ziegelvorratsgebäude

1893 Auf dem Grundstück stand ein Wartehaus für den Bahnübergang.
1909 wurde die Ziegelei abgebrochen. 

Firma Weißbach & Stiehler


Unmittelbar südlich der Bahnlinie entstand nun am Standort des ehemaligen Hauptgebäudes der Ziegelei die Fabrik der Firma Aluminumfabrik Saxonia Weißbach & Stiehler.

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Walter Weißbach wohnte in einem 1911 erbauten Haus an der Pöhlaer Straße (OL 73 E, Straße des Friedens 7), Paul Stiehler (*10.4.1867 - +11.3.1946) an der Pöhlaer Straße (OL 71 G, Straße des Friedens 8).
Die neue Fabrik, künftig ’Stiehlerfabrik' genannt, bestand aus einem Wohngebäude von 140 qm, der Schlosserei von 322,6 qm, einer Schmiede und Tischlerei von 21 qm.

Die Glocke mit der Feder war das Markenzeichen der Firma:

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1914 kam ein Anbau von 375 qm hinzu.

Besonders markant war die Gestaltung der Henkel an den Gefäßen.  Die Zahl entspricht der Größe des Topfes.

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Auf der Leipziger Frühjahrsmesse stellte die Firma Weißbach & Stiehler ihre Erzeugnisse in Specks Hof aus.

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Die Palette der Produkte beschränkte sich nicht nur auf Töpfe, sondern umfasste das gesamte Sortiments des Kochgeschirrs.

Paul Stiehler verkaufte in hohem Alter von 73 Jahren am 1. Juli 1940 die gesamte Fabrik an Hans Freitag (*9.3.1893 - +21.5.1941), dem Chef der Pappenwerke Gebr. Freitag und des Emaillierwerkes Hermann Freitag. Damit wurde der Betrieb Bestandteil und Zweigwerk des Emaillierwerks.
Den Krieg überstand das Fabrikgebäude schadlos.

Nachkriegsjahre


1945 erfolgte die Demontage des Emaillierwerkes Hermann Freitag. Die Maschinen wurden in 36 Güterwagen der Eisenbahn als Reparationslieferungen in die Sowjetunion abtransportiert. Die Produktion ruhte zunächst im Emaillierwerk sowie in der ehemaligen Stiehlerfabrik. Doch bald wurde mit den noch verbliebenen und auch neu angeschafften Maschinen auch die Produktion wieder aufgenommen. Die Produktion wurde nach Schwarzenberg ins Emaillierwerk Belger verlegt. Dort blieb die Firma bis 1953.

Im Emaillierwerk wurde indessen eine sowjetische Militäreinheit untergebracht. Die Offiziere bewohnten die Häuser an der Pöhlaer Straße einschließlich des 'Landhauses' (Villa) der Familie des Fabrikanten Hans Freitag. Die Straße nach Pöhla war für den öffentlichen Verkehr gesperrt, das von der Roten Armee belegte Gebiet mit einer hohen Bretterwand umgeben. Den Sportplatz weit hinten an der Pöhlaer Straße nutzte die Armee als Exerzier- und Übungsplatz.

Doch schon 1946 wurden in der Stiehlerfabrik die Räumlichkeiten im ersten Stock an die Firma Gebr. Edelmann, Korkfabrik in Raschau, vermietet. Hier wurde Korkholz und Ersatzmaterial bearbeitet. Dabei wurden ein Dampfkessel und die alte Esse genutzt.

1950 wurde das erste Haus der künftigen Bergarbeitersiedlung gebaut (später Schule jetzt Standort Netto-Markt). 1951 wurde die Siedlung im wesentlichen fertiggestellt. Sogleich belegte ein sowjetisches Bataillon sechs Häuser an der Pöhlaer Straße. Der Kommandeur wohnte in einem Berliner Haus. Das Emaillierwerk und die Stiehlerfabrik wurden geräumt. Am 1. Juni 1953 wurde hier die Produktion wieder aufgenommen. Bis dahin war das Emaillierwerk auch von der Wismut-AG genutzt worden.

VEB Tekavau

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Am 1. November 1958 wurde die alte Fabrik an die Firma Tekavau (Textil- und Kunststoffverarbeitung) übergeben. Diese hatte bisher ihren Sitz in Pöhla, ihr Produktionsprogramm bestand in der Erzeugung von Arbeitsschutzkleidung, auch für die Seeleute. Deshalb wurde die Vulkanisier- und Klebetechnik eingeführt.

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Zum Produktionssortiment beschichtete Arbeitsschutzbekleidung: 1962 367000 Stück 1984 528000 Stück 1988 489000 Stück

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Ab 1.1.1984 gehörte die Tekauvau zum VEB Lößnitzer Bekleidungswerke – Stammbetrieb;

die Bezeichnung war: VEB Textil- und Kunststoffverarbeitung Raschau - Erzeugnisgruppe Kinderoberbekleidung / Spezialbekleidung

1988 arbeiteten hier 160 Arbeiter und Angestellte, darunter über 20 Vietnamesen. Betriebsdirektor war von 1958 bis 1978 Hans Luers, von 1978 bis zum Untergang der DDR Joachim Spielvogel. Die Fabrik wurde mit dem Titel 'Banner der Arbeit', einer hohen Auszeichnung der DDR, bedacht.

1989 Auf dem Gelände der Tekavau soll eine neue Werkhalle entstehen. Der Betrieb stellt jährlich 50000 Arbeitsschutzanzüge her, womit der Bedarf in der DDR nicht gedeckt werden kann. Deshalb muß die Produktion erweitert werden. Der Bau soll 4,7 Mio Mark kosten. Nach der sozialistischen Planwirtschaft ist für den Betrieb TEKAVAU ein Neubau vorgesehen. Die Arbeiten begannen pünktlich und gehen zügig voran.

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1992 Tekavau Schutzbekleidung GmbH mit erheblichen Absatzschwierigkeiten. 1993 soll die Firma mit 20 Arbeitnehmern arbeiten.

FP 28.11.1992 Entscheidung für Tekavau ist gefallen - Raschauer Betrieb wird privatisiert - Zähes Ringen gegen schlechten Ruf der Branche

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RASCHAU (red). „Ein langer, beschwerlicher Weg liegt hinter uns. Endlich, nach nunmehr zweijährigen intensiven Bemühungen, gibt es die Gewissheit: die Tekavau Schutzbekleidung GmbH Raschau wird privatisiert - der Betrieb geht ohne Unterbrechung weiter.“ Diese Worte, aus denen eine Riesenportion Erleichterung spricht, stammen von Elke Täubner, GmbH-Geschäftsführerin.

Keineswegs sei es so leicht getan wie gesagt, Existenzen für den „Aufschwung Ost“ zu schaffen, meint die Geschäftsführerin. Jedes Projekt stehe und falle mit den notwendigen Finanzierungszusagen der Bank. In der Textil- und Bekleidungsbranche aber sei es eher der freie Fall, der vorprogrammiert scheint, allein der schlechte Ruf dieser Branche ist nach Einschätzung von Frau Täubner für viele Banken ausreichend, um tragfähige Konzepte abzulehnen. Am Ende zähle alle eigene Überzeugung neben unerbittlichem Engagement nichts, wenn dafür nicht doch noch welche „den Weg freimachen“.

Zusätzliche Barrieren, vor allem Rückübertragungsansprüche oder Altlasten, erschweren die dringend benötigten Zusagen. „Bei allen Schwierigkeiten der zurückliegenden Zeit möchte die Belegschaft der Treuhandanstalt Chemnitz für die ’ ausdauernde Unterstützung danken“, gab die Geschäftsführerin ein wahrlich nicht alltägliches Statement ab. Gemeinsam wurden im Zuge umfangreicher Sanierung Voraussetzungen zur Realisierung des „Management-By-Out“ geschaffen.

Der Treuhand obliegt eine große Verantwortung beim Verkauf ihrer Unternehmen - gilt es doch in erster Linie, Arbeitsplätze zu erhalten und

zu sichern und nicht Spekulationen freien Raum zu geben, so wie der, Tekavau Raschau mache dicht...

Soviel zur Geschichte - ein Konfektionsbetrieb mit 20 Beschäftigten, vielen neuen Ideen im Konzept und einigen Investitionsvorhaben wird ab 1993 mit einem Markenzeichen für seine Produkte den Weg fortsetzen. Hochwertige Berufsbekleidung in vielen Qualitäten soll unter hohem Einsatz der Näherinnen auch weiterhin gefertigt werden. Alle Kraft, so Frau Täubner, diene jetzt dem Ziel, die Berge im Tal der Marktwirtschaft zu versetzen und den Standort in Raschau zu einem angesehenen, soliden Fleck weit über die sächsische Region hinaus zu machen, um damit auch für die Zukunft weitere Arbeitsplätze zu schaffen.

Totgeglaubten sagt man Wunderbares nach...

FP 26.04.1994

Täubner GmbH aus den roten Zahlen - Unternehmen schafft mit Damenoberbekleidung ein zweites Standbein

RASCHAU (GS). Für das letzte Einhorn geht es weiter bergauf. Erstmals schreibt die Täubner GmbH in Raschau, die Arbeitsschutz- und Berufsbekleidung unter dem Markenzeichen „Last Unicom“ (Letztes Einhorn) herstellt, schwarze Zahlen. Das Unternehmen ist aus dem ehemaligen VEB Textil- und Kunststoffverarbeitung (Tekavau) Raschau hervorgegangen, dem in der DDR einzigen Hersteller von beschichteter Arbeits- und Wetterschutzbekleidung. Mittlerweile etabliert sich das privatisierte mittelständische Unternehmen auf dem Textilmarkt.

Doch damit ist es mit den Anstrengungen der Täubner GmbH nicht getan. Um das Textilunternehmen in der strukturschwachen Region am Überleben zu halten, hat sich die Unternehmerin nach einem zweiten.Standbein umgesehen. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern erstellte sie eine Musterkollektion, die nun in den Modefachhandel, vorwiegend in Boutiquen, kommt. Es handelt sich um Damen-Lackmäntel in verschiedenen Variationen, die auch unter dem Markennamen „Last Unicom“ zu haben sind. Mit dieser individuellen Mode soll ein neues, interessantes Produkt entstehen, obwohl Elke Täubner weiß, daß es sich nicht um Ware für jedermann handelt. „Es wird sicher schwer, die Lackmäntel in den neuen Bundesländern an die Frau zu bringen, dessen bin ich mir bewußt. Wir werden hier wohl nur Einzelstücke verkaufen. In den alten Bundesländern scheint die Nachfrage größer zu sein“, gibt sie ihre Erfahrungen wieder.

Nicht nur mit Damenoberbekleidung betritt Elke Täubner ein neues Feld. Mittlerweile hat das Unternehmen auch mit der Produktion j einer Kinderbekleidungsserie begonnen. Dabei handelt es sich zum Großteil ebenfalls um beschichtete Ware. Elke Täubner hofft, dass sich auch diese Qualitätsprodukte beim Kunden durchsetzen.

Inzwischen ist die Firma Täubner Arbeitskleidung eine reiner Versandbetrieb.

Coole Outfits ganz entspannt auswählen

Das Sortiment an Berufsbekleidung enthält eine umfangreiche Auswahl an hochwertigen Produkten. Neben zweckmäßiger, günstiger Arbeitskleidung bietet eine funktionale, robuste und komfortable Konfektion den größten Nutzen für den täglichen Einsatz in Ihrem Unternehmen. Qualität macht den Unterschied.

Mit der Erfahrung von 25 Jahren hat sich das mittelständische Unternehmen ABS Täubner GmbH als führender Anbieter für Berufsbekleidung und Arbeitsschutzprodukte (PSA) am Markt etabliert.

Und das hat gute Gründe: Hochwertige Qualität durch innovative Produkte garantieren ein Optimum an Sicherheit und Tragekomfort.

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Dieser Inhalt beruht auf Grundlage der Unterlagen der von Siegfried Hübschmann erstellten Ortschronik und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Fotos: Siegfried Hübschmann, Helmut Schmuck, Chronik Raschau

Über Hinweise und Ergänzungen würden wir uns sehr freuen!