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Die Homepage wurde von der Interessengemeinschaft "Chronik Raschau" erstellt und ist keine offizielle Seite der Gemeindeverwaltung.

 

 

Erste Nachrichten über die Schule (Informationen aus Ortschronik Siegfried Hübschmann)

Die älteste Auskunft über eine hiesige Schule bringt uns das Protokoll der Visitationsakte von 1578 (Hauptstaatsarchiv Dresden, Locat 2050). Im Protokoll wird als Lehrer Martinus Mangkrafft genannt. Er war 1578 gerade 20 Jahre alt. Sein Vater war drei Jahre zuvor als Custos (lateinisch für Wächter) in Raschau verstorben. Anzunehmen ist, dass dieser ebenfalls als Schulmeister schon tätig war. Leider schrieb Pfarrer Johannes Grabner in seinem 1575 verfassten Testament auch nichts darüber.

Den Unterricht besuchten 1578 nur sechs Schüler, die jedoch öfters gar nicht zugegen waren. Raschau hatte schätzungsweise 600 Einwohner. Schulpflicht bestand nicht. Ein Grund für den schlechten Schulbesuch war wohl, daß der Lehrer auch bezahlt werden mußte.

Wenn Martinus Mangkrafft Schule hielt, hospitierte der Pfarrer als Schulverantwortlicher auch. Neben der Schule hielt der Pfarrer selbst Kinderlehre, im Winter im Hause, im Sommer in der Kirche. Im 'Hause', gemeint ist das Pfarrhaus, fand auch der Unterricht des Lehrer statt. Von diesem alten Pfarrhaus, das 1823 durch ein neues ersetzt wurde, wissen wir nur, daß der Pfarrer darin auch einen Kuhstall besaß, in dem er sechs Kühe stehen hatte.

Bereits 1581 soll jedoch die Raschauer Schule wieder eingegangen gewesen sein. Zu dieser Zeit war als Pfarrer Melchior Beyer im Amt.

Als Pfarrer wirkte im Ort von 1599 bis 1639 Johannes Crabalel Er legte auch das erste Kirchenbuch an, in das Geburten, Hochzeiten und Todesfälle eingetragen wurden. Als Pfarrerveteran erlebte er die schlimme Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Lehrer war Andreas Kiefering. Die einzige Nachricht über ihn finden wir im Sterbebuch der Raschauer Kirche: "Am 19. August (1632 - SHü) ist der Schulmeister begraben worden".

Es folgten schlimme Jahre in Raschau: 30 jähriger Krieg, Plünderung durch General Holk, Pest.

Trotz alledem wird bereits 1659 ein neuer Lehrer genannt: Friedrich Hoffmann. Er war zweimal verheiratet, zunächst mit Maria Rosina, die bereits am 1660 starb, dann 1666 mit Rebecca.
Der Schulmeister kaufte mit seiner Schwester Marion das Gut des 1656 verschiedenen Elias Schreyer (2006 das Naundorff-Gut). Dort wohnte auch die Familie des Lehrers. Das Gut bewirtschaftete bald sein Sohn Hans Hoffmann. Im Stall besaßen sie nur zwei Kühe.

1713 wurde eine erneuerte Schulordnung für die Stadtschulen beschlossen. In der Dorfschule in Raschau blieb wohl alles beim Alten. Nach dem Tod des Lehrers Elias Richter 1733 wurde Christian Friedrich Richter (*27. 4.1702 - +20. 3.1756) hier als Lehrer eingesetzt, über sein schulisches Wirken ist ebenfalls nichts überliefert.

Nun kam Johann Michael Helbig (+24. 4.1779). Er übte in Raschau 20 Jahre den Lehrerberuf aus. Von ihm ist bisher nur der Sterbetag bekannt, sonst nichts. Im Ort waren schätzungsweise mindestens 300 Kinder zu unterrichten. Diese Aufgabe stand nur dem einen Lehrer zu. Das Bildungswesen war außerordentlich primitiv geblieben. Wichtig war die Kenntnis von Bibel und Gesangbuch. Der Schulbesuch galt noch nicht als Pflicht. Während der Hauptzeit der landwirtschaftlichen Arbeiten fiel der Schulbesuch sowieso aus. Nur eine Minderheit der Bevölkerung konnte lesen und schreiben.

1773 trat im Kurfürstentum Sachsen wieder eine neue Schulordnung in Kraft. Darin wurde besonderer Wert gelegt auf die 'Zubereitung tüchtiger Lehrer'. Schon bei der Auswahl wurde die Persönlichkeit des Lehrers gründlichst betont. Eine Lehrprobe erfolgte durch den Pastor. Das erste Erffordernis an die Lehrer bestand darin, daß sie gottesfürchtig sein mußten. Die Aufsicht über die Schule besorgte der Pfarrer.
Vom 5. oder 6. Lebensjahr an sollten die Kinder die Schule besuchen. Die Religion blieb vornehmster Unterrichtsgegenstand. Der Pfarrer sollte wöchentlich mindestens einmal die Schule besuchen. So blieb die Schule gewissermaßen im tiefsten Mittelalter stehen.
Neu wurden aufgenommen der Unterricht in der Erdbeschreibung und in Geschichte. Die Kinder sollten Einblick bekommen in die Gesetze, Ämter, Berufe, Zeitungen und Kalender.

Ein erstes Schulgebäude entsteht in Raschau

Auf dem Pfarrgrundstück unterhalb der Kirche war mittlerweile ein Schulhaus errichtet worden. Der Zeitpunkt des Baus konnte bisher nicht ermittelt werden. Die erste Nachricht darüber findet sich in einem Kaufvertrag vom 11.7.1741. In der unteren Etage befand sich der Unterrichtsraum, oben wohnte der Lehrer. Hinter dem Gebäude floß der offene Mühlgraben vorbei. 1832 wird das Haus als Knabenschule bezeichnet.

Zwei Schulen um 1828

Nach dem Tode Imanuel Fickers 1828 wurden zwei Lehrer angestellt. Erstmals ist die Rede von einem Mädchen- und einem Knabenlehrer. Neue Räumlichkeiten für den Unterricht mußten geschaffen werden. Eine Schule für die Mädchen wurde errichtet. Baupläne und Nachrichten über die Erstellung liegen nicht vor. Doch 1828 hatte die Gemeinde auch eine Geldsammlung organisiert, wonach 'Ganzhüfner, Halbhüfner, Viertelhüfner, Gartenhäusler, Mundhäusler, Bürger mit abgebautem Haus, beweibte Hausgenossen, unbeweibte Hausgenossen und Auszügler' eine festgelegte Summe zur 'Reparatur und Erweiterung' der Schule zu bezahlen hatten.

1835 wurde das Elementarschulgesetz beschlossen. Die achtjährige Schulpflicht wurde Wirklichkeit. Die Gemeinden wurden zum Unterhalt der Schulen verpflichtet. Die Lehrerausbildung wurde verbessert. Die kümmerliche Lage der Lehrer wurde ebenfalls gebessert, vor allem deren Besoldung. Die Schulaufsicht blieb in den Händen der Kirche. Religion blieb wichtigstes Schulfach. Eingeführt wurden Leibesübungen für Jungen.

Der Lehrer Karl Gottlob Geißler (*29. 9.1797 - +2. 8.1872) kam 1828 nach Raschau. Er wohnte in der Knabenschule und war als Lehrer tätig seit 1821. In seiner ersten Klasse lernten 1838 88 Jungen, in der zweiten 58 Schüler. Eine dritte Klasse war inzwischen eingeführt worden, in der 69 Knaben lernten. Geißler spielte auch in der Kirche als Kantor die Orgel.
Die Mädchenschule wurde besorgt durch den Lehrer Friedrich Ferdinand Wegerich (*1804). Er kam 1828 nach Raschau, unterrichtete in drei Klassen: Klasse 1 hatte 88 Mädchen, in der 2. Klasse lernten 80 Schülerinnen, in der 3. waren 70 Kinder. Dieser Lehrer verdiente pro Jahr ganze 255 Thaler. Ihm ist die Einrichtung der hiesigen Klöppelschule im Jahre 1837 zu verdanken. Am 11. Dez. 1840 verließ er Raschau und wurde ’mit gerechter Anerkennung' verabschiedet.

Unterhalb der Kirche befindet sich die Knabenschule (Bild ca. 1844)

1835 war in Raschau zum erstenmal der Ruf nach einem Schulneubau laut geworden. Die beiden vorhandenen Schulen waren überfüllt. 1843 besuchten 514 Kinder in sechs Klassen die Schule. In jeder Klasse lernten demnach etwa 85 Schüler. Knabenlehrer Geißler hatte es gar in seiner 3. Klasse mit 111 Kindern zu tun.

Mädchenschule, Knabenschule, Elementarschule ab 1848

Die Gemeinde errichtete für die Unterstufenkinder jedoch keine neue Schule. Ein günstiger Umstand war, daß ein Haus gekauft werden konnte. Die Witwe Auguste Friederike Ullmann verkaufte das 1830 errichtete Wohnhaus (OL 44, Hauptstraße 51). Darin befand sich ein Kuhstall. Alles wurde umgebaut und die Elementarschule (Elementarschule stellt in der deutschen Schulgeschichte eine Form der Volksschule dar. Es ist ein während der Kaiserzeit benutzter Vorgängerbegriff zu unserer heute üblichen Grundschule) konnte am 2. Okt. 1848 eingeweiht werden. Oben wohnte der Lehrer Schneider und die Witwe Ullmann. Unten befand sich u. a. der Unterrichtsraum. Nun hatte Raschau drei Schulen.

Klassenbücher wurden ab 1850 geführt. Eine Seite im Klassenbuch der Elementarschule von
1851 sagt aus, daß von 28 Schülern in einem halben Jahr 40 entschuldigt fehlten, unentschuldigt aber 647 Tage Zusammenkommen. Von Schulpflicht konnte damals wahrlich nicht gesprochen werden.

1859 besuchten 480 Schüler die Raschauer Schulen. Die drei Lehrer erhielten ein Jahresgehalt von 762 Thalern, also je Lehrer 254 Thaler. Auch 1879 unterrichteten nur drei Lehrer diese große Anzahl von Schülern.
1865 wurde in Raschau ein Schulfest begangen. Näheres ist nicht bekannt. Das nächste Schulfest fand am 24. Juli 1872 statt.

1875 wurde in Raschau eine 'Localschulordnung' ins Leben gerufen, deren wesentlicher Inhalt im Folgenden genannt sei:
1. Zum Schulbezirk gehörten Raschau und Langenberg sowie die Huthäuser Gottesgeschick, Katharina, Stamm Asser, Allerheiligen und Neusilberhoffnung.
2. Der Schulvorstand bestand aus dem Pfarrer, der zugleich der Localschulinspektor war, dem Kirchschullehrer, dem Elementarlehrer und dem Gemeindevorstand, den beiden Gemeindeältesten und dem Schulkassenverwalter, zusätzlich zweier Gemeindevertreter aus Langenberg.
3. Die Einschulung der Kinder erfolgte zu Ostern. Sechs Wochen zuvor waren sie beim Elementarlehrer anzumelden.
4. Der Unterricht begann im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 8, jedoch mittwochs und sonnabends um 9, im Winter um 10; nachmittags am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag um 1 Uhr.
5. Versäumnistabellen wurden geführt. Bei unentschuldigtem zweimaligen Fehlen konnte der Lehrer den Eltern den Schulboten ins Haus schicken und um Aufklärung bitten. Dafür mußten die Eltern 15 Pfennige Wegegeld zahlen.
6. Ferien gab es zu Oster, Pfingsten, 2 Wochen im Sommer, 2 Wochen im Herbst.
7. Prüfungen fanden unter Leitung des Localschulinspektors jährlich einmal in allen drei Schulen statt.
8. Die Entlassung fand vor Ostern statt.
9. Reinigung und Heizung der Schule wurde dem Lehrer übertragen. Wöchentlich mußte er zweimal kehren. Dafür erhielt er pro Jahr 30 Mark.
10. An Schulgeld sollten die Eltern wöchentlich 19 oder 20 Pfennig zahlen.
11. Eine Fortbildungsschule für Knaben wurde errichtet. Dort finden wöchentlich montags ab 6 Uhr abends zwei Stunden Unterricht statt.

In Langenberg wurde im 'Rittergut Förstel' für die Langenberger Kinder ein Schulzimmer eingerichtet.

Im einzigen Unterrichtsraum waren Bänke für 58 Schüler. Da die Schülerzahl aller drei Klassen jedoch größer war, saßen die Kinder zusammengepfercht da. Schlecht war die Ventilation. Die Petroleumlampen brannten an Winterabenden rot. Die Lehrerwohnung bildete eine vollständig schiefe Ebene. Das Schulhaus hatte keine Dachrinne.

Auch in der Elementarschule saßen die Kinder dicht an dicht. Das Klassenzimmer war für 42 Schüler und Schülerinnen hergerichtet. 70 Kinder mußten aber untergebracht werden.
Die Schulstube war 7,80 m lang, 5 m breit und 2,72 m hoch.

Nun ließ sich der Bau einer neuen Schule nicht mehr auf die lange Bank schieben. Noch 1882 wurde der Vorschlag unterbreitet, die Schule im 'Gasthof zum Goldenen Anker' unterzubringen. Das wurde jedoch abgelehnt.

Die Mädchenschule 1883

Der Gemeinderat beschloß, auch auf Drängen der Behörde, ein zentral gelegenes Schulhaus zu errichten. Fünf Baumeister bewarben sich schließlich um diesen Auftrag. Den Zuschlag erhielt schließlich Baumeister Nerge aus Schwarzenberg, der das preisgünstigste Angebot unterbreitete. Er hatte drei Skizzen beim Schulvorstand vorgelegt. Der Schulvorstand wählte diejenige aus mit 'einfachem Parterre und Etagenfenstem und vier Mansardenfenstern'.
Die alte Mädchenschule wurde abgerissen. Noch 1883 begann der Neubau. Die Firma Nerge aus Schwarzenberg baute außerordentlich zügig. Bereits im Herbst wurde der Bau beendet. Die Weihe konnte jedoch noch nicht stattfinden. Die Raschauer Tischler hatten die zahlreichen neuen Schulbänke noch nicht vollständig aniiefern können.
Die Lehrer erhielten Wohnungen in der dritten Etage. Auch ein kleiner Schulhof war vorhanden. Acht Klassenzimmer standen bereit. Am 23. Juni 1884 fand die feierliche Schulweihe statt.

Für den Schulneubau nahm der Gemeinderat einen Kredit von 36.000 Mark beim Landwirtschaftlichen Creditverein, Dresden, auf. Der Bau konnte beginnen. In kurzer Zeit war der Abriss der Mädchenschule erfolgt. Sofort wurde mit dem Neubau begonnen, sollte doch die Zentralschule im wesentlichen noch 1883 fertiggestellt werden.

Doch nun mußte die alte Mädchenschule abgerissen werden. An deren 'Verauktionierung' beteiligten sich ebenfalls fünf Personen, darunter auch Baumeister Nerge. Mit 200 Mark begann die Versteigerung. Schließlich erhielt Emil Weigel, ein Korkschneider, das Gebäude für 480 Mark mit der Verpflichtung, das Fachwerkhaus sogleich abreißen zu lassen. Dieser Auftrag wurde erfüllt.
In die nun bald leerstehende Knabenschule sollten zwei Familien einziehen. Das geschah 1884. Jedoch beschloß der Schulvorstand, wenn auch ein Jahr später am 7. Nov. 1885, auch die alte Kirchschule entfernen zu lassen. Von den zwölf Bietern bekam Alwin Hartmann, ein Tischler, das Haus. Also wurde die Schule beseitigt. Die Balken erhielt der Korkfabrikant Gustav Schorr, die er für seinen Hausbau verwendete (2006 Drogerie Fischer).

Am 2. November 1883 stellte sich heraus, daß für alle acht Klassenzimmer neue Bänke, damals Subsellien genannt, beschafft werden müssen. Den Auftrag dazu erhielten sogleich die Raschauer Tischler. Nun wurde das Dach noch gedeckt. Der Winter konnte kommen. Die Weihe der Schule wurde festgesetzt für den 16. Juni 1884.
Bald würde auch die Elementarschule nicht mehr benötigt werden. Diese wurde am 24. Mai 1884 verkauft. So einfach war das nicht. Denn diesmal hatten sich gar 17 Käufer eingefunden. Bei der Verauktionierung wurde mit 5500 Mark begonnen. Für 7500 Mark erhielt es schließlich als Meistbietender Hufengutsbesitzer Louis Schneider (später Naundorff-Gut), der es kurz darauf an Reinhard Merkel weiterverkaufte. Dieser richtete noch 1884 hier eine Korkwarenfabrikation ein.
Also sollte am vorgesehenen Termin die Weihe stattfinden. Jedoch mußte sie auf den 23. Juni verschoben werden, da die Tischler noch nicht alle 'Subsellien' fertiggestellt hatten.

Die Weihe der Zentralschule

Das neue Schuljahr hatte im Frühjahr 1884 begonnen. Die Feierlichkeiten der Weihe fanden nunmehr wirklich am 23. Juni statt.
Zunächst war ein Festkomitee gebildet worden. Es setzte sich zusammen aus dem Gutsbesitzer Friedrich Freitag, dem 'Bad Raschau' gegenüber, dem Schlossermeister Gottlob Müller in der Viehtrif, dem Ortsrichter Wilhelm Richter, Haus Ortsliste 131, im Mitteldorf Herrn Schlegel, einem Handelsmann, dem Gutsbesitzer Louis Schneider, Mitteldorf, OL 41,
Bernhard Weigel, einem Zimmermann in der südlichen Viehtrift,
Guido Krauß, Gerbereibesitzer.
Einen Lehrer sucht man vergeblich.
Die Weihe wurde zu einem Volksfest. Am 23. Juni 1884 versammelten sich die Vereine am Raabeschen Gasthaus. Die Schüler weilten mit ihren Lehrern iln den beiden noch vorhandenen alten Schulen. Von dort wurden sie gegen 15 Uhr abgeholt. Sie trafen sich vor der neuen Schule mit der Bevölkerung. Das halbe Dorf war erschienen, dazu zahlreiche auswärtige Gäste.

Gegen 16 Uhr formierte sich vor der Schule der Festzug in folgender Reihe:
1. Feuerwehr, 2. Musikchor (Kapelle), 3. Militärverein, 4. Gesangverein, 5. Kirchenvorstand, 6. Schulvorstand, 7. Gemeinderat, 8. Festkomitee, 9. die Schul-jugend mit den Lehrern, 10. Musikchor, 11. Schützenverein, 12. Krankenverein, 13. Turnverein DT 68.

So sah die neuerbaute Schule aus.

Schulalltag vor 1900

Am 25. Juni 1884 begann der Unterricht im neuen Gebäude. Viele Schüler standen schon zu zeitig vor der Schule. Sie warteten hier neben dem Kriegerdenkmal (das Kriegerdenkmal befand sich noch gegenüber der Schule) auf den Einlass. Der ehemalige 'Polizeidiener' Wilhelm Richter öffnete nach dem Geläut die linke Haustür, die für den Eingang bestimmt war. Dieser Hausmeister wurde aus Altersgründen, er war fast 70 Jahre alt, am 27. Jan. 1885 ersetzt durch den 35jährigen August Lehmann, bisher Handelsmann.
Die Schulkinder zerstreuten sich in die acht geräumigen Klassenzimmer. Immerhin wurden 1884 über 500 Schüler durch vier Lehrer betreut. Schiefertafel, Tintenfässer, auch Petroleumlampen gehörten zum Schulalltag.

Auch moderne Lehrmitteln in Form von Bildtafeln und Landkarten wurden angeschafft. Mit Absolvierung der Klasse 7 endete letztmalig 1894 die Schulzeit.1889 wurde die Brücke vor der Schule umgebaut. Auch die rechte Bachmauer von der Brücke bis zum Hartmannhaus (2006 Schulstraße 62) wurde ausgebaut. Das Denkmal an die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870/71 blieb am alten Standort.
In Raschau lebten 1889 2904 Einwohner. Davon arbeiteten in den hiesigen Fabriken ca. 300.
In der achtklassigen Schule lernten 1896 574 Kinder. Sie wurden von fünf Lehrern unterrichtet. Deren Wochenstundenzahl betrug 31 bis 34 Stunden. In den Klassen saßen 47 bis 60 Kinder.
Die Schüler der 7. Klasse hatten wöchentlich (nur) 13 Stunden Unterricht in den Fächern Lesen, Schreiben, Biblische Geschichte, Anschauungen, Rechnen, Singen. Auch in der Kirche wurden die Kinder mit der christlichen Religion bekanntgemacht.

Der Turnunterricht für Jungen soll 1890 eingeführt worden sein. Näheres ist darüber nicht überliefert.

  Klasse 3 im Jahr 1891

 

1906 wurde auf Vorschlag von Robert Lehnert der Turnunterricht für Mädchen begonnen. Turnlehrerin und damit erste weibliche Lehrkraft wurde Liddy Oelßner ab 1906.

Von 1906 ist folgendes zu berichten:
Die Schülerbücherei besaß bereits 403 Bücher. Vom Lesen durch die Schüler wurde reger Gebrauch gemacht.
Im Schuljahr 1905/06 versäumten die Schüler 2004mal den Unterricht, allerdings entschuldigt. 80mal fehlten Zöglinge unentschuldigt, sie schwänzten.

1913 erwarb die Schule einen Lichbildapparat mit einer Serie von 60 Dias.

Die Schulfeste

Man hatte sich geeinigt, aller vier Jahre ein Schulfest zu begehen. Das erste dieser Feste wurde 1884 mit der Weihe der Zentralschule begangen. 1892 fand das nächste Fest statt. Darüber liegen keine Unterlagen vor. Die weiteren Feste erwartete die Schüler und die Einwohner 1896,1900,1904,1908 und 1913.
Vom Schulfest 1900 sind bisher nur zwei Ansichtskarten und zwei Klassenbilder bekannt.

 
Das nächste Fest fand am 24. und 25. Juli 1904 statt (Sonntag und Montag). Es begann am ersten Tag mit einem Weckruf durch Knabenchöre, die durch den Ort zogen und sangen. Nachmittag um 3 traf man sich vor der Schule. Es sprach der dirigierende Lehrer, es wurde gesungen. Dann bewegte sich der Festzug durch den Ort. Die Zugordnung war streng geregelt. Es ging auch militärisch zu: Ein Schüler ritt als Herold zu Pferde voran, es folgten Sappeure, der Regimentstambor und der Knaben-Trommlerchor, nur 36 Knaben als Fanfarenbläser.
Dann folgten die Schüler, der Schulvorstand, ein Festwagen, Blumenmädchen, eine Schutztruppe (Schüler) und die Feuerwehr. Etliche Helferinnen und Helfer hatten sich aus der Elternschaft eingefunden. Auf dem Festplatz fand ein Konzert statt. Würstchen erhielten die Schüler. Abends 9 Uhr war Zapfenstreich mt Lampionumzug.
Am zweiten Tag, dem Montag, wurde vormittags ein Vogelschießen organisiert. Nachmittags fanden auf dem Festplatz Spiele statt. Kaffeetrinken war angesagt. Die Kinder konnten auf dem Karussel fahren, erhielten wiederum ein Würstchen mit Brot und sogar ein Glas Bier. 

Das nächste Schulfest wurde am 26. und 27. Juli 1908 durchgeführt. Die Lehrer legten bei der Vorbereitung die Erfahrungen der vorhergehenden Schulfeste zugrunde. Gefeiert wurde diesmal auch das 25jährige Bestehen der Schule (Bau 1883).

Am Sonntag, dem 26. Juli 1908, wurde der Festzug zum Höhepunkt, diesmal mit zwei Festwagen ausgestattet, sowie abends der Lampionumzug. Am nächsten Tag beteiligten sich die Klassen am Vogelschießen. Nachmittag fanden Spiele und Belustigungen statt. Eine Attraktion wurde der 'Aufstieg des Zeppelin'schen Luftschiffes'. Den würdigen Abschluß bildete das Brillant-Feuerwerk.
Jedes Kind konnte 10 Touren Reitschule fahren, eine Tour für 1 Pfennig. Auch ein Karussel erfreute die Schüler. Die Schießbude wurde genutzt. Zwei Schuß kosteten 5 Pfennige. Festkarten mit der Schulansicht wurden verkauft. Ein Glas mit Inschrift vom Schulfest wurde ausgegeben.

In ähnlicher Form wurde auch das Schulfest 1913 organisiert: Weckruf, Festzug, Konzert, Zapfenstreich am Sonntag. Am Montag Vogelschießen, Vergnügen auf dem Rummelplatz, Kaffeetrinken mit Kuchen und zwei Würstchen. Aufstieg des 'Luftschiffes Raschau', Lampionumzug. Lose und Gewinne gab es in der 'Glücksbude'. Das Karussel drehte sich rege. Eine Kletterstange war errichtet worden. Oben dran hingen verschiedene Gegenstände und Würstchen, die die befähigten Kletterkinder herunterholen konnten.

Ein wichtiges Ereignis ist von 1920 zu berichten. Die Schule erhielt einen Anbau an der nördlichen Seite. Dazu gehörten zwei Klassenzimmer, oben ein Raum für Lehrmittel, unten ein kleiner Turnraum, dahinter Abortanlagen. In der Schule wurde die Wochenstundenzahl der einzelnen Jahrgänge erhöht. Die Anzahl der Schüler durfte pro Klasse 40 nicht überschreiten. Die Anzahl der Lehrer an der Schule wurde auf neun erhöht.

Schulerweiterungsbau 1924


Für die ca. 600 Schüler reichten die Räumlichkeiten nicht mehr aus. Nachdem wieder normale Verhältnisse hinsichtlich der Währung vorhanden waren, beschloß der Gemeinderat, 1924 einen zweiten Anbau vorzunehmen.
östkucg der Schule stand ein ca. 130 qm Grundfläche umfassendes Haus mit Stall, das der Familie des Erwin Glitzner gehört und das die Gemeinde 1911 gekauft hatte, um es für eine Schultumhalle zu nutzen. Jedoch brannte es am 17. August 1924 ab. Böse Zungen behaupteten, es hätte Brandstiftung Vorgelegen, da das Gelände zur Schulerweiterung benötigt wurde. Die Brandruine des 'Glitznerhauses' wurde nun abgetragen, und der Schulhof konnte um 100 qm erweitert werden.
Nun wurde zügig gebaut nach den Plänen des Baumeisters Rockstroh, Schwarzenberg. Entstanden waren vier Klassenzimmer. Das Dachgeschoß wurde abgetragen und höher gebaut. Hinzu kam ein Turm mit Uhr. So entstanden in der oberen Etage weitere drei Klassenzimmer, die Aula inbegriffen. Zeitweise befand sich oben auch das Lehrerzimmer. Außerdem wohnten da auch der Hausmeister und Lehrer.
Im Oktober 1924 fand kein Unterricht statt, da die gesamte Heizungsanlage neu installiert wurde. Geheizt wurde mit Kohle. Am 28.12.1924 wurde der Erweiterungsbau eingeweiht.
Zum Berufsschulbezirk gehörten damals Raschau, Grünstädtel, Pöhla, Mittweida und Markersbach.

Erfreulich wurde zur Kenntnis genommen, daß einige Kinder zur Erholung nach der Insel Rügen und in die Schweiz geschickt werden konnten. Auch im "Hollandheim" zu Haide verbrachten etliche Schüler den Urlaub.

Schulfest 1925

Vom 19. bis 21. September wurde nach 13 Jahren wiederum ein Schulfest gefeiert. Von den Lehrern und von Helfern wurde es bis in alle Einzelheiten vorbereitet. Eine besondere Attraktion wurde der Festzug, da diesmal die historische Entwicklung des Ortes vorgestellt wurde.
Die dreitägigen Feierlichkeiten verliefen folgendermaßen:
Am 19. September trafen sich Eltern und Freunde der Schule zur Vorfeier im "Bad". Dort wurde gemeinsam gesungen. Ein Kulturprogramm wurde geboten. Die Besucher konnten bunte Bilder aus dem Schulleben betrachten, die von den Schülern vorgespielt wurden. Dazu wurde ein Theaterstück aufgeführt.
Den Höhepunkt konnte man am Sonntag erleben. Nachdem der Weckruf ab 6 Uhr früh ver klungen und die vormittäglichen sportlichen Wettkämpfe der Schüler Vergangenheit waren, begann um 14 Uhr der Festzug, der unter dem Motto lief "Der Raschauer Grund im Wandel eines Jahrtausends'. Damals bestand noch die Meinung, daß Raschau schon um 900 entstanden sei und 'Radiczka' geheißen habe, 1240 aber 'Roßaue', was in dem 24 Bilder umfassenden Festzug auch zum Ausdruck kam. Dieser bewegte sich auch durch Grünstädtel.
Abends wurde die Vorfeier vom Sonnabend im "Bad Raschau" für die Bewohner von Langenberg, Grünsstädtel und die Nachbarorte wiederholt.
Am Montag war der Unterricht abgesetzt. Vormittags fanden wiederum Wettkämpfe der Schüler statt, Knaben und Mädchen auch zeitlich getrennt. Am Nachmittag wurde das große Vogel- und Stemschießen veranstaltet. Spiele und Belustigungen rundeten das Fest ab. Spätabends wurde durch einen Fackelzug das Schulfest beendet.

 

Im Schuljahr 1933/34 lernten an unserer Schule 603 Schüler in 18 Schulklassen. Sie wurden in der Folge von der Ideologie des Nationalsozialismus beeinflußt. Die 'Feinde' des deutschen Volkes waren die Franzosen, die Juden, die Bolschewisten. 1935 sollten alle Lehrer jüdischer Abstammung entlassen werden. Bürgermeister Gärtner, seit 1934 im Amt, erstattete Fehlanzeige. Für die Lehrer fanden seitdem Lehrgänge in 'Rassenkunde' und 'Rassenpflege' statt.

Ostern 1936 wurden 106 Schüler entlassen. In die erste Klasse kamen 72 Kinder. Ab Klasse 5 konnten die Klügsten, wenn die Eltern das nötige Geld besaßen, das Gymnasium besuchen, ab Klasse 8 die Höhere Handelsschule.

Am 1. April 1945 war aller Unterricht eingestellt. Die Betriebe arbeiteten nicht mehr. Viele hofften auf ein Wunder. An diesem Tag waren bereits drei Klassenzimmer mit Flüchtlingen aus dem Ostgebieten bewohnt. Raschau hatte an sich 4000 Einwohner, nun lebten hier 8000 Menschen. Bald war die ganze Schule belegt. Auch ein Archiv einer militärischen Einheit war hier untergebracht.

1930 - Schulen in Raschau

Berufsschule
Schulleiter Robert Lehnert Johannes Hammer, Berufsschullehrer Schneider, Diplomhandelslehrer Frl. Kefer, Fachlehrerin
Volksschule:
Friedrich Schneider, Schulleiter Wilhelm Peschke, Lehrer Hopf, Lehrer Hermann Thiele, Lehrer Johannes Flemming, Lehrer Kurt Dittmar, Lehrer Fritz Hagemann, Lehrer Fritz Quaas, Lehrer Paul Horner, Lehrer Müller, Lehrer Fritz Lagneau, Lehrer Paul Blechschmidt, Lehrer Martha Quark, Lehrerin Gelbke, Lehrerin Charlotte Spiegel, techn. Lehrerin Ruth Wohlmann, techn. Lehrerin
Klöppelschule
Anna Oelsner, Klöppellehrerin
Segelfliegerschule Schwarzenberg-Raschau der Sachsengruppe d. D. L. V., e. V., Raschau, OL 163.
Geschäftsführer: Fabrikdirektor Nellen, Schwarzenberg Fluglehrer: Gerhard Seiler, Raschau, OL 163

  Die Schule 1932

1949 01 lehrer

Die Mittweida wurde überbaut und es entstand der Marktplatz.