Die Liste der Sportvereine in Raschau und Langenberg ist lang und umfangreich. Wurden einzelne Verein umfangreich beschrieben, gibt es zu anderen Vereinen nur Hinweise zu deren Existenz. Vielleicht können Sie uns mit der einen oder anderen Information, einem Bild oder auch einem Bericht, helfen, diese Aufstellung zu ergänzen. Bisher sind vorrangigdie Berichte aus der Chronik von Siegfried Hübschmann berücksichtigt.
Sportvereine Raschau
1868 Turnverein DT 1868 (erster Sportverein in Raschau)
1905 Arbeitergesangverein Frohsinn
1907 Arbeiterturnverein Freie Turnerschaft
1909 Radfahrverein Katarinental
1931 Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit
2006 SV Mittweidatal 06 Raschau-Markersbach
Sportvereine Langenberg
1910 Arbeiter-Turn- und Sportverein Langenberg
1910 Gründung eines Männerchores
1924 Bürgerlicher Deutscher Sportverein
1926 Gründung eines Spielmannszuges
Im Jahre 1855
Die Turner der Korkfabrik
Am Anfang der Raschauer Sportbewegung stehen die Korkschneider der Korkfabrik Wm Merkel. Dieses Unternehmen war im Oktober 1855 von Wilhelm Merkel (2.4.1810 - 5.4.1881) gegründet worden. Die Produktion von geschnitzten Korkstöpseln begann im Haus, Schulstraße 47. Bereits 1859 konnte der Unternehmer ein zweites Fabrikgebäude, Schulstraße 46, errichten.
Im Jahre 1863
Dort wurden fünf Korkschneider eingestellt. Die Fabrik ging bereits am 23. April 1863 in den Besitz von Carl Lindemann (1831 - 1904) über, der die maschinelle Produktion von Stöpseln einführte und am 2. Mai des gleichen Jahres 20 Arbeiter beschäftigte. Täglich verbrachten diese elf Stunden in der Produktion. Auch an den Sonnabenden war nachmittags nicht arbeitsfrei. Und der Lohn fiel im Vergleich zu anderen Korkfabriken äußerst niedrig aus. Im täglichen Zusammensein entstand auch der Wunsch nach gemeinsamen Erlebnissen in der knapp bemessenen Freizeit, die fast nur auf die Sonntage beschränkt blieb. Hier fand sich auch eine Handvoll junger Leute, die das Sporttreiben organisieren wollten. Sie baten den Unternehmer, ihnen einen Raum in der Fabrik zur Verfügung zu stellen, in dem sie das Turnen lernen konnten. So drückten sie sich in ihrer schriftlichen Bitte aus. Der Fabrikdirektor Louis Roth, der im Fabrikgebäude wohnte, stimmte dem Anliegen freundlich zu. So sparten sie ein paar Taler Geld zusammen und schafften sich ein Reck an.
Geräteturnen war damals eine beliebte Sportart. Ihr Vorbild sahen die neuen Sportler in Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852), der, bekannt als 'Turnvater Jahn', in den Befreiungskriegen gegen Napoleon und danach die Erziehung zu gemeinschaftlichem Handeln und die vormilitärische Ausbildung wesentlich gefördert hatte.
Nun zeigten die Turner am Reck bald ihr Können.
Die neue Beschäftigung sprach sich im Dorf schnell herum. Mancher Neugierige fand Geschmack an diesem Treiben und der Sportraum reichte bald nicht mehr aus, zumal die Sportler bald auch noch einen Barren nutzen konnten.
Carl Lindemann erweiterte mehrmals seine Fabrik. Der für das Turnen genutzte Raum wurde nun ausschließlich für die Herstellung von Korkstöpseln benötigt, und die Turner mussten sich nach einer neuen Bleibe umsehen.
Doch die Korkfabrik Wm Merkel brachte nicht nur Arbeit und Brot für viele Raschauer Familien, hier finden wir auch die Wiege der Arbeiterbewegung und der Entwicklung des Sports. Bei der Suche nach einem neuen Sportraum fragten sie auch beim Gastwirt Karl Neidhardt (1822 – 1906) nach, ob sie in seinem geräumigen Garten an der unteren Mühlstraße turnen könnten. Er war der Besitzer in „Neidhardt´s Gaststätte“ (Heute Wohnhaus, Schulstraße 74) und hatte 1860 die Genehmigung zum Bierschank erhalten. Der freundliche Wirt stimmte dem Ansinnen der Turner auch freundlich zu, und bald wurde im Garten geturnt.
Auch viele Zuschauer und Zuschauerinnen sollten sich an den sportlichen Darbietungen erfreut haben, und sie kehrten in der Gaststätte ein und tranken dort die angebotenen, wohl meist alkoholfreien Getränke. Auch der Gesang wurde gepflegt. So wurde der Gastwirt zu einem wahren Förderer des Sports.
Im Jahr 1868
Die Gründung des Turnvereins
Nun war auch die Zeit reif für die Gründung eines eigenständigen, gut organisierten Sportvereins, wie das auch in der Umgegend in erzgebirgischen Orten geschah. Dazu wurde zunächst ein Statut ausgearbeitet. Darin war festgelegt, dass im Verein keine Politik getrieben werden soll. Dazu gab die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg ihre Zustimmung. Das Original des Statuts ist leider nicht mehr vorhanden. Am 8. Juni 1868 fand in „Neidhardt´s Gaststätte“ die Gründungsversammlung statt.
Der Verein wurde getauft auf den Namen "Deutscher Turnverein 1868 Raschau", abgekürzt DT 68. Der Wahlspruch der Turner war "Frisch, fromm, fröhlich, frei". Sie grüßten mit "Gut Heil!"
Natürlich wurde auch eine Leitung, ein Vorstand gewählt. Vorsitzender wurde Guido Krauß (2.4.1849 - 7.4.1919), von Beruf ein Gerbermeister, bekannt als der „Krauß-Gerber“. Er wohnte im Haus Schulstraße 88 und war als der beste Turner im Ort bekannt und deshalb für alle Turner anstrebenswertes Vorbild.
Hier zu einem späteren Zeitpunkt, der "Raschauer Turnvater"
Im Jahre 1870
Die Folge war, dass er bald der „Turnvater Jahn“ genannt wurde. Nach der Vereinsgründung wuchs die Familie der Raschauer Turner zahlenmäßig ständig weiter an. Neue Sportgeräte wurden angeschafft, die in Karl Neidhardt´s Schuppen untergebracht wurden. Auch ein Pferd war darunter. Der Verein war also gegründet, aber noch nicht geweiht. Also wurde im Juli 1870 die Weihe des Vereins feierlich begangen.
Einige Turnvereine aus der Nachbarschaft wurden eingeladen. Die meisten waren wenige Jahre vorher gegründet worden. Mit Fahnen belebten sie den Festumzug durch den Ort. Nur die Raschauer besaßen noch keine eigene Vereinsfahne. In einer Fahne der Gäste stand eingestickt: „Gewidmet von Frauen und Jungfrauen“. So sahen sich auch die Raschauer Turner veranlasst, ihre Frauen und Jungfrauen zu animieren, für den Sport etwas Ähnliches herzustellen. Noch im Kriegsjahr 1870 sammelten sie Geld bei den Bürgern des Ortes, das sie für die Erstellung der Raschauer Vereinsfahne ausgaben. Doch der Akt der Vereinsweihe fand nach der Demonstration im Garten von Neidhardt´s Gaststätte statt.
Im Jahre 1871
Fahnenweihe 1871
Nach dem siegreichen 70er Krieg trat man sich vaterlandstreu und mit stolzem Gefühl zur Fahnenweihe. Diese wurde zu einem weiteren Höhepunkt für den Verein. 200 Sportler waren daran beteiligt. Die Raschauer zählten in ihrem Verein bereits weit über 100 Mitglieder. Zur Feier des Tages wurde zuerst geturnt und nicht nur an den Geräten. Dann stellten sich alle Teilnehmer an der feierlichen Weihe auf. Der bürgerliche Gesangverein „Orpheus“ sang das Weihelied. Nun konnte die Übergabe der neuen Fahne an die Vereinsleitung erfolgen.
In Neidhardt´s Garten war deshalb eine Bühne erbaut worden. Der Sportkamerad Louis Facius, Inhaber des Kalkwerkes, betrat das Podium und hielt die Festrede. Mit lauter, die Herzen ergreifenden Stimme begann er. Doch es dauerte gar nicht lange, da begann er zu stottern, und es fiel ihm nichts mehr ein. Er hatte wohl den Faden verloren. Entsetzt schauten die Zuhörer hinauf, manche sollen auch gelächelt haben. Doch von Sportkamerad Facius kam nichts mehr. Glücklicherweise sprang eine der Jungfrauen ein, die das Podium erklomm und die Festrede zu Ende führte. Arno Leichsenring, ein verdienstvoller Sportler, erzählte, dass dieses Fräulein seine Mutter gewesen sei. Nun konnte die Fahne entrollt und übergeben werden. Ein mehrfaches 'Gut Heil' und nicht enden wollender Jubel begleiteten diese Handlung.
Eingestickt war außer dem Vereinsname auch ffff (frisch, fromm, fröhlich, frei), alles auf bleichrosaem Grund aufgenäht. Ein Sportlerball im 'Gasthof zum Anker' beendete die Festlichkeit.
Die aus dem Krieg zurückgekehrten Soldaten brauchten einige Zeit keine Mitgliedsbeiträge für den Sportverein zu entrichten. Diese nahmen auch teil an einer Friedensfeier, organisiert vom Gemeinderat, auf der die Armen auf Kosten der Gemeinde eine angemessene Speise erhielten.
Im Jahre 1887
Ein "Ausmarsch" führte die Turner am 12. Juni 1887 mit Musikbegleitung den Mönchsteig hinaus nach dem Fürstenberg, über Grünhain zum Spiegelwald. Der 1881 erbaute Turm war ihr Ziel. Von dort aus wurde das Gebirge betrachtet. Irgendwo kehrten sie ein. Über Beierfeld, Sachsenfeld und Wildenau ging es zurück. So förderten sie durch die Ausmärsche nicht nur die Gesundheit, sondern auch Geselligkeit und Zusammengehörigkeit. Alle Ausmärsche waren genehmigungspflichtig, auch Tanzabende und Theateraufführungen. Während der Gottesdienste in der Kirche durften keine sportlichen Veranstaltungen stattfinden.
Im Jahr 1891
27. 9.1891 Preisturnen mit Tanzvergnügen.
Nicht immer konnte die Genehmigung erlangt werden. So wurde ein für den 27. September 1891 vorgesehenes Tanzvergnügen nach dem Schluss- und Vereinsturnen ohne Begründung abgelehnt. Der Amtshauptmann, Freiherr von Wirsing war dagegen.
Im Jahre 1893
Zum Turnen gehörte auch das Singen. Viele Lieder wurden unterwegs gesungen. Eines der Lieder wurde zum Traditionslied des Vereins:
Titel: Wenn alles grünt...
1. Wenn alles grünt, wenn alles blüht, die Bäume schlagen aus.
Dann ziehn wir Turner wohlgemut, ein grünes Reis an unserm Hut
/zum Tor der Stadt hinaus.
2. Uns unbekannt, winkt mit der Hand ein hübsches Mädgelein.
Frei Heil, ihr schmucken Turner, ihr, ihr zieht nun fort und lasst uns hier,
/Wir möchten bei euch sein.
3. So ziehn wir fort von Ort zu Ort wohl über Berg und Tal.
Durch Feld und Wald, durch Stadt und Land, gar überall sind wir bekannt
/als lust´ge Spartierschar.
4. Bald angelangt am Ziele dann labt uns ein frischer Trank.
Nach kurzer Rast und süßer Ruh geht's wieder nach der Heimat zu.
/So lebt ein Sportlersmann.
Dieses Lied hinterließ uns der verdienstvolle Turner Alfred Schreyer (*11.9.1888 - 12.8.1982), der sein Leben lang als Turner und Übungsleiter tätig war.
Gesungen wurde es allerdings fast nur von den älteren Sportlern.
Schließlich wurde am 11. und 12. Juni 1893 das 25-jährige Bestehen des Turnvereins DT 68 begangen. Höhepunkt war am zweiten Tag ein Festzug durch den Ort. Abends fanden Tanzveranstaltungen in den Gasthöfen „Bad“ und „Anker“ statt, die erst nachts um 1 Uhr beendet wurden. Der Eintrittspreis war auf 30 Pfennige festgelegt. Am Tag vorher sollte ein Fackelzug stattfinden. Dieser wurde jedoch vom königlichen Amtshauptmann Wirsing untersagt aus „feuerpolizeilichen Gründen“.
Die Srraße vor "Neidhardt´s Gasthof" sollte zu diesem Fest gesperrt werden. Dazu war auch damals eine Genehmigung durch die Gemeinde nötig:
Sammel v 45 AS 190 – 0001 und 0002 des Kreisarchives Erzgebirgskreis
Hier die „Übersetzung“ (Dank an Herrn Michael Schuster):
An den wohllöblichen Gemeinderath (damalige Schreibweise) zu Raschau.
Der ergebenst Unterzeichnete erlaubt sich hierdurch im Namen des Turnvereins zu Raschau die wohllöbliche Ortsbehörde zu bitten, die Genehmigung zu ertheilen (damalige Schreibweise), dass der Communicationsweg zwischen Herrn August Neidhardt’s Gastgarten & dem Turn- vereinsgarten, welcher in die sogenannte Mühlstraße einmündet, zu seinem am 10.-12. Juni a. c. (anni currentis = des laufenden Jahres) stattfindenden 25 jährigem Jubiläumfest auf beiden Seiten resprespektive unten wie oben sperren zu können, um einen größeren Festplatz zu er- langen, welcher sich, bei ca. 36 Vereinen, welche eingeladen werden, sehr nötig machen wird.
Im Voraus schon einen besten Dank für geneigte Berücksichtigung dieses Gesuches abstattend, zeichne mit besonderer Hochachtung ergebenst!
Emil Peuschel Vorsitzender Raschau, den 13.Mai 1893
Zum Tanz spielten Raschauer Kapellen auf, bekannt waren die Schubert- und die Kräherkapelle. 25-Jahr-Feier 1893
Die Mitglieder wurden aufgefordert, ihr Vereinszeichen zu tragen.
Im Jahre 1896
Drei Jahre später, am 13. September 1896 wurde die nächste große Feierlichkeit organisiert, die Feier des 25-jährigen Fahnenjubiläums. Mittags wurden die eingeladenen Vereine auf dem Festplatz empfangen. Der Fahne kam eine würdige Bedeutung zu.
Sie wurde laut Programm um 14 Uhr abgeholt. Festjungfrauen waren beteiligt. Nach allgemeiner Begrüßung nahm der Festzug Aufstellung und bewegte sich durch den Ort. Auf dem Festplatz erfolgten Freiübungen und Riegenturnen durch den Raschauer Verein. Schließlich traf man sich abends zum Sportlerball im „Hotel Bad“.
Bei diesem Anlass wurde von Emil Weigel ein Bericht über die Gründung des Vereins verlesen.
Im Jahre 1898
25.12.1898 Im "Anker” findet eine Theaterveranstaltung statt (im Saal).
Wenig bekannt ist vom Turnverein DT 68 um die Jahrhundertwende.
Um das Jahr 1900
Turnen auf der Badwiese (das genaue Datum des Entstehens des Fotos ist leider nicht überliefert)
Im Jahre 1903
Ein Foto von 1903 zeigt 113 Turner.
Vorsitzender war derzeit Friedrich Riedel, ein Korkschneider. Bekannt waren auch Guido Krauß, Emil Weigel, Albin Richter, Emil Peuschel. Dieses Foto wurde 1978 im Archiv der Korkfabrik Wm Merkel aufgefunden. Nach der Gründung des Arbeiter-Turn-und-Sportbundes (ATSB) in Deutschland kam es auch zur Spaltung des Sports in Raschau.
Im Jahre 1907
Die Mitgliederliste enthält 105 Personen. An der Spitze stehen Guido Krauß und Emil Weigel.
1. | Krauß Guido | 36. | Lehmann Guido | 71. | Schubert Emil |
2. | Weigel Emil | 37. | Weigel | 72. | Bock Emil |
3. | Richter Albin | 38. | Richter Emil II | 73. | Richter Max II |
4. | Richter Ernst | 39. | Schreier Gustav | 74. | Neubert Max |
5. | Riedel Friedrich | 40. | Flach Eugen | 75. | Krauß Walter |
6. | Schubert Emil | 41. | Wolf Arno | 76. | Grimm Max |
7. | Gehlert Emil | 42. | Schneider Oskar | 77. | Domaska Franz |
8. | Neubert Hermann | 43. | Müller Paul | 78. | Illig Willy |
9. | Friedrich Friedrich | 44. | Löscher Albin | 79. | Meichsner Hermann |
10. | Hecker Paul | 45. | Meichsner Bruno | 80. | Richter Max III |
11. | Neubert Emil | 46. | Schmidt Ernst | 81. | Lippisch Oskar |
12. | Peuschel Emil | 47. | Sattler Oswin | 82. | Kurth Albert |
13. | Wendler Emil | 48. | Hoyer Paul | 83. | Neubert Walter |
14. | Beuthner Paul | 49. | Meyer Max | 84. | Solbrig Willy |
15. | Schubert Frieder | 50. | Jacob Herman | 85. | Günther Georg |
16. | Schubert Albin | 51. | Robert Reinhard | 86. | Seifert Willy |
17. | Weber Louis | 52. | Schönfelder Arno | 87. | Sterzel Oskar |
18. | Schubert Emil II | 53. | Möckel Paul | 88. | Groß Emil |
19. | Haustein Ernst | 54. | Riedel Gustav | 89. | Geithner Bernhard |
20. | Riedel Max | 55. | Demmler Friedrich | 90. | Löbmann Ernst |
21. | Richter Emil | 56. | Hänel Paul | 91. | Rauscher Anton |
22. | Neubert Paul | 57. | Tröger Paul | 92. | Groß Max |
23. | Groß Ernst | 58. | Weber Gustav | 93. | Schuffenhauer Max |
24. | Schubert Max | 59. | Solbrig Emil | 94. | Korb Paul |
25. | Richter Heinrich | 60. | Wendler Richard | 95. | Schubert Ernst |
26. | Haustein Guido | 61. | Seifert Emil | 96. | Meinhold Ernst |
27. | Bock Max | 62. | Schubert Max | 97. | Beuthner Emil |
28. | Weber Emil | 63. | Richter Rudolf | 98. | Meichsner Hugo |
29. | Richter Max | 64. | Neidhardt Paul | 99. | Gehlert Richard |
30. | Georgi Max | 65. | Mennicke Max | 100. | Ficker Albin |
31. | Bock Guido | 66. | Wendler Max | 101. | Kautzsch Arno |
32. | Neubert Emil II | 67. | Lorenz Max | 102. | Schubert Emil |
33. | Weber Paul | 68. | Richter Paul | 103. | Köhler Paul |
34. | Schreier Paul | 69. | Beuthner Guido | 104. | Graupner Louis |
35. | Hecker Albin | 70. | Meichsner Max | 105. | Schlegel Friedric h |
Abschrift Statuten des Turnvereins zu Raschau gegr. 8. Juni 1868 Beschlossen 1907.
- 1 Zweck, Name und Sitz des Vereins
Der Zweck des unter dem Namen Turn Verein zu Raschau bestehenden Vereins ist, Gelegenheit und Anleitung zu geregelten Turnübungen zu geben als eines Mittels zur körperlichen und sittlichen Kräftigung. Alle politischen Parteibestrebungen sind ausgeschlossen.
- 2 Mitgliedschaft
Aufnahmefähig als Zögling ist, wer das 14. Lebensjahr als Mitglied, wer das 17. Lebensjahr vollendet hat und unbescholten ist. Die Aufnahme erfolgt nach vorheriger Anmeldung bei denselben durch den Turnrat, derselbe ist befugt, Aufnahmegesuche ohne Angabe der Gründe abzulehnen. Gegen die Ablehnung steht die Berufung an die Hauptversammlung offen.
Der als Mitglied Aufgenommene erhält nach Zahlung des von der Hauptversammlung festgesetzten Eintrittsgeldes u. der Steuer für mindestens 1 Monat das Statutenbuch u. beginnt damit seine Mitgliedschaft.
Angemeldete Personen, welche sich durch Vorzeigung der Mitglieds karte eines zur deutschen Turnerschaft gehörenden Vereins legitimieren, sind vom Eintrittsgeld befreit.
Mitglieder haben in allen Vereinsangelegenheiten Stimmfähigkeit.
- 3 Austritt
Sobald ein Mitglied aus dem Verein treten will, muss es dieses beim Vorsteher oder Kassierer melden. Es verliert alsdann allen Anspruch an das Vereinseigentum.
- 4 Ausschließung
Die Ausschließung eines Mitgliedes geschieht durch die Hauptversammlung mittelst Stimmzettel. Das ausgeschlossene Mitglied verliert allen Anspruch an das Vereinseigentum u. kann nie wieder aufgenommen werden.
Gründe für die Ausschließung sind:
1. wer seine Steuern trotz vorheriger Mahnung 6 Monate lang nicht entrichtet hat
2. gegen den Verein nachteilige oder feindselige Reden
3. wegen unehrenhaften Betragen sowohl innerhalb als außerhalb des Turnplatzes u. wegen Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.
- 5 Zusammensetzung, Rechte und Pflichten des Turnrates
Der Turnrat besteht aus 12 Mitgliedern, welche 21 Jahre alt sein und dem Verein 1 Jahr lang ununterbrochen angehört haben müssen.
1. dem Vorsteher 2. Stellvertretenden Vorsteher 3. Kassierer 4. Schriftführer 5. Turnwart
6. 7 Turnratsmitglieder
Der Turnrat hat als Vertreter des Vereins das Recht und die Pflicht
- das Wohl des Vereins zu überwachen u. zu fördern, je nach Bedürfnis Sitzung abzuhalten u. die gefassten Beschlüsse der Hauptversammlung mitzuteilen u. die Genehmigung derselben bei außerordentlichen Fällen einzuholen.
- Ausgaben bis zu 10 Mark zu bewilligen
- Die Turnübungen zu beaufsichtigen und statistische Kontrolle zu führen
- 6 Der Turnwart
Der Turnwart wird auf 5 Jahre gewählt, ist der Vorsitzende der Vorturner und Vertreter derselben im Turnrate. Dem Turnwart liegt die Einteilung der Riegen, die oberste Leitung des ganzen Turnunterrichts u. die Wahl der Vorturner ob, doch hat derselbe diese Wahlen zur Bestätigung der Versammlung vorzulegen.
- 7 Zeugwart
Der Zeugwart hat die Aufsicht u. Instandhaltung sämtlicher Turngeräte zur Pflicht, über wahrgenommene Mängel an Turngeräten muss er sofort Anzeigen beim Vorsteher machen.
- 8 Turnstunden und Turnstundenbesuch
Dienstag- u. Donnerstagabend finden Turnstunden statt. Der regelmäßige fleißige Besuch der Turnstunden ist Ehrensache eines jeden.
- 9 Verwaltung des Vereins
a - Jeden letzten Sonnabend im Monat findet Versammlung statt. Dem Vorsteher steht es außerdem frei, Mitgliederversammlung einzuberufen, die Einladung zu dieser Versammlung um sie als Beschlussfähig gelten zu lassen, erfolgt durch einmaliger schriftlicher Einladung, welche die hauptsächlichsten Punkte der Tagesordnung enthalten muss.
b - Monatsversammlung ist beschlussfähig in Ausgaben bis zu 20 Mark ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesenden Mitglieder
c – Der letzten Mitgliederversammlung des Jahres steht die Wahl zu:
1 . Des Vorstehers 2. Des stellvertretenden Vorstehers 3. Des Kassierers 4. Des Schriftführer 5. Des Zeugwart 6. Des Fahnenträgers 7. Der Fahnenbegleiter 8. Turnratsmitglieder
d - Bei allen Wahlen entscheidet das einfache mehr, alle Wahlen sind durch Stimmzettel zu vollziehen, bei Stimmengleichheit entscheidet das Los.
- 10 Steuern
Jedes Mitglied hat zur Vereinskasse an Steuern zu zahlen
a – Eintrittsgeld 1,20 Mark
b – monatliche Steuer 0,20 Mark
c – Zöglinge jährlich 1,00 Mark
d – nach 10 jähriger Mitgliedschaft- monatliche Steuer
0,10 Mark
Diese Steuern können je nach Bedürftigkeit erhöht oder erniedrigt werden, doch müssen 2/3 der anwesenden Mitglieder der Mitgliederversammlung dafür stimmen.
- 11 Der Verein hält zweimal jährlich einen Ball ab. Einmal zu Beginn und einmal am Ende des Sommerturnens
- 12 Wenn ein Mitglied stirbt, so erhalten die Hinterlassenen entweder 10 Mark oder auf Wunsch ein Trauerbild.
- 13 Beim Tode eines Mitgliedes müssen sämtliche Vereinsmitglieder am Begräbnis talnehmen, fehlende haben 0,30 Mark Strafe zu zahlen. Als Entschuldigung gilt nur Krankheit.
Der Verein erhält eine neue Turnordnung
Im Jahre 1908
17. 6. 1908.Der Turnverein Raschau wurde in das Verzeichnis der eingetragenen Tanzgesellschaften aufgenommen. Vorsitzender des Vereins war Friedrich Riedel junior.
Im Jahre 1913
30. 3.1913 öffentliche Abendveranstaltung im "Bad Raschau". Vorsitzender des Turnvereins DT 68 war Friedrich Riedel.
14.12.1913 Das Theaterstück "Das Volk steht auf von Delbrück wird im "Bad" aufgeführt.
Eine zweite Aufführung findet am 25.12.1913 statt, (100 Jahre Völkerschlacht)
Der bürgerliche Turnverein in Raschau hatte eine aktive Sängerabteilung. Anlässlich des großen Ereignisses, da in Leipzig auch das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht wurde, hatten sie ein Theaterstück eingeübt. Sie nannten es "Die Jahrhundertfeier". Sie tragen die Uniformen aus den Befreiungskriegen von 1813.
Im Hintergrund des Bildes steht noch die alte Laube neben dem „Gasthof Bad Raschau“.
Anlässlich der 100. Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig (16. - 19. Oktober 1813) fanden in vielen Orten Sachsens Gedenkfeiern statt.
Im Jahre 1914
Das Bild zeigt die führenden Kräfte des DT 68. Zweiter von links ist Albert Lantzsch, Lehrer.
Im Jahre 1919
Der traditionelle Turnverein DT 68 war auch nach dem 1. Weltkrieg wieder aktiv tätig. Darüber liegen leider nur spärliche Nachrichten vor.
In dessen Reihen wirkten nicht nur Sportler aus dem Mittelstand, sondern auch zahlreiche Arbeiter, und von Arbeitern war doch der Verein im 19. Jahrhundert mit gegründet worden.
Das Stammlokal des DT 68 war die 'Gaststätte Bad Raschau'. Saal und Bühne wurden für Veranstaltungen genutzt. Ab 1923 nutzten die Sportler eine Wiese, die sie vom Bauer Freitag gepachtet hatten.
Dafür zahlten sie jährlich 50 Mark. Das Grundstück lag hinter der Stiehlerfabrik an der Pöhlaer Straße.
Im Jahre 1921
17. 9.1921 öffentlicher Kommers bis nachts um 12 Uhr. Am 18.9. früh Weckruf. Vormittag Festzug mit Musik durch den Ort. Um 4 Uhr öffentliche Ballmusik im "Bad" bis nachts um 12 Uhr. Eintritt 1,50 M. Das Genehmigungsschreiben erhält Max Meichsner (Korkarbeiter).
Beschluss vom 14.7.1921 über die Durchführung der Übungsstunden auf dem Schulhof. Spielleiter war Richard Meyer (11.09.1894 – 15.09.1978)
Rathaus Raschau 23.04.1921 Freiwillig erscheint der Schulhausmann Herr Paul Böttcher und erklärt folgendes
Bei den am Freitag, den 22. 4. 1921 stattgefundenen Fortbildungsschulunterricht des ersten Jahrganges machte ich die Wahrnehmungen des die Schüler bei Beendigung des Unterrichts sich noch längere Zeit im Schulhofe hinter den Neubau aufhielten. Die Schüler spielten weiter Fußball und warfen den Ball in den in der Nähe liegenden Mühlgraben. Die Böschung des Randes, welchen ich erst wieder in Ordnung gebracht hatte, wurde vollständig niedergetreten, auch das Geländer wurde durch das Springen umgerissen.
Ich bitte, dass diesen Übelstand scharf entgegengetreten wird. Auch bitte ich um Änderung der Zugangswege entlang des Mühlgrabens.
Die von dem Turnverein Sonntagsnachmittag abgehaltenen Turnstunden möchten verboten werden, da mir nicht zugemutet werden kann, mich während dieser Übung im Schulhofe aufzuhalten. Bei Abwesenheit meinerseits ist zu erwarten, dass die Schulgemeinde Schaden erleidet, da die Übungen größtenteils ohne Aufsicht stattfinden. BM Seifert
Der Deutsche Turnverein nutzte den Schulhof zum Turnen. Auch Ballspiele wurden dort durchgeführt. Wiederholt kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Sportlern und dem Hausmann, wenn der Ball dorthin sprang, wohin er nicht sollte.
Im Jahre 1922
Die Handballmannschaft des Deutschen Turnvereins DT 68, Raschau 1922
Als Handballplatz wurde die Vogelwiese genutzt. Sie liegt am hinteren Teil der Ernst-Groß-Straße an der Bahnlinie. Die Straße heißt später Feldstraße und dann Dr..-Otto-Nuschke-Straße.
Mannschaftskapitän ist Richard Meyer (2. von rechts).
Im Hintergrund sieht man das Vogelgut, Besitzer Karl Emil Vogel (* 23. 11. 1876 - + 30. 9. 1945). Die Scheune gegenüber wurde in den 60er Jahren abgerissen.
Im Jahre 1923
17.2.1923 Werbeabend im Bad Raschau. Einnahmen und Ausgaben decken sich: 27450 Mark (Zeit der Inflation).
29. 4.1923 Theateraufführung im "Bad". 41000 Mark Einnahmen, 85 Eintrittskarten wurden verkauft. 151919 Mark Ausgaben. Ernst Richter ist Kassierer, Max Meichsner ist Vorsitzender.
Im Jahre 1926
26.6.1926 Gruppenturnfest im Bad Raschau., auch am 27. 6.
Kreisarchiv: Sammelakte v 45 AS 190 – 0012
Im Jahre 1928
23.9.1928 Herbstabturnen auf der Hauswiese des Gutsbesitzers Vogel (OL 61). Vorsitzender des Turnvereins ist Rudolf Oeser.
Am 10. Oktober 1928 kaufte der Verein ein Grundstück weit hinten an der Pöhlaer Straße für 9339,60 Mark. Dort sollte ein ansehnlicher Sportplatz errichtet werden. Verantwortlich in der Leitung waren Rudolf Oeser als Vorsitzender, Max Lang, Kurt Seidel, Ernst Richter.
Eine öffentliche Haussammlung fand am 3. Dezember 1928 statt. Das eingesammelte Geld von 609,95 Mark wurde zum Anlegen des Sportplatzes
verwendet. Ein Kredit von 4000 Mark mußte extra noch aufgenommen werden. In freiwilliger Arbeit wurde das Spielfeld hergerichtet. Bei der Einfahrt
zum Platz wurde an der Pöhlaer Straße ein geräumiges Eingangstor errichtet. Eine geräumige Baracke entstand als Unterkunft und Umkleideraum.
Auch eine Sportlerfamilie wohnte dort.
Im Jahre 1931
11 ./13.7. Sportplatzweihe des Deutschen Turnvereins DT 68 an der Pöhlaer Straße.
Programm:
Kreisarchiv: Sammelakte v 45 AS 190 – 0012
Anschreiben an Gemeinde
Glückwunschschreiben der Deutschen Turnerschaft:
Auch dieser Sportplatz war ein ganzes Stück vom Dorf abgelegen. Die Zuschauer wanderten am letzten Haus, der neuen Freitag-Villa vorbei, um die Wettspiele zu beobachten. Vorsitzender des Vereins war 1931 Kurt Dittmar, Lehrer in Raschau. Der Gruß des Vereins blieb 'Gut Heil', aus dem jedoch zwei Jahre später 'Heil Hitler' wurde.
15.11.1931 Gaumeisterschaften im Handballsport.
03. 12.1931 Aufführung des Theaterstücks "Husarenführer" im Bad Raschau.
Im Jahre 1932
29. 5. 1932 Turnerische Veranstaltungen auf dem Sportplatz. Schreiben an Kurt Dittmar.
03.09.1932 Foto Sportplatz an der Pöhlaer Straße
Obiges Foto ist wahrscheinlich das einzige Bild, welches von dieser Sportanlage aus den 30er Jahren noch vorhanden ist.
Der Sportplatz des Deutschen Turnvereins DT 68 wurde 1931 in freiwilliger Arbeit der Sportler erstellt.
25. 9. 1932 Sommerabturnen.
04.12. 1932 öffentlicher Theaterabend "Hans Huckebein". Reingewinn 13,46 Mark.
So sah ein Mitgliedsausweis vom Turnverein aus:
Im Jahre 1933
25. 3. 1933 Tanzvergnügen auf dem Saal des Bades.
28. 5. 1933 Auf dem Sportplatz Schlageter-Gedenkfeier. (Albert Leo Schlageter * 12. August 1894 in Schönau im Schwarzwald/Baden; † 26. Mai 1923 auf der Golzheimer Heide, Düsseldorf war Soldat im Ersten Weltkrieg und Angehöriger verschiedener Freikorps.)
Der Deutsche Turnverein DT 1868 bestand auch weiterhin. Er wurde in eine den Nazis genehme Organisation umgewandelt. Viele seiner Mitglieder, auch die Leitung, wurden Mitglied der NSDAP. Mancher Sportler hatte sich durch die heroischen Reden Hitlers verführen lassen. Wer von den ehemaligen Arbeitersportlern weiterhin Sport treiben wollte, konnte das nur im Deutschen Turnverein.
Die Sporthalle wurde genutzt für die körperliche Ausbildung der Hitlerjugend. Geräteturnen, Gymnastik, Fußball, Leichtathletik, Handball,
Schießen standen auf der Tagesordnung. Eine Wehrsportblinkabteilung wurde gegründet.
18. 6.1933 Auf dem Schießhausgelände am Knochen wird der Kleinkaliberschießstand eingerichtet. Die Anlage ist aber nicht in Ordnung.
4. 7. 1933 Die Wehrsport-Blinkabteilung des Turnvereins 68 DT hat abendliche Blinkübungen im Gelände abgehalten. Um eine Beeinträchtigung des polizeilichen Dienstes und der allgemeinen Ordnung zu vermeiden, wird hiermit angeordnet, dass solche Übungen im Gelände künftig zu unterbleiben haben. Das Gebiet der Gemeinde Raschau ist als Grenzgebiet anzusehen. In ihm bedienen sich Warenschmuggler und politische Schmuttler bei Nachtzeit häufig der Blinkzeichen. Ihre Verfolgung wird daher durch Blinkübungen anderer Stellen beeinträchtigt.
24. 9.1933 Volkssportfest an der Pöhlaer Straße.
Im Jahre 1938
21. 2.1938 Vorsitzender des Vereins ist Schuhmachermeister Martin Wender.
31. 4.1938 Max Lang ist Vorsitzender. Seine Unterschrift steht unter "Heil Hitler".
25.9. 1938 Sommerabturnen auf dem Turnplatz. Abends öffentlicher Ball im "Bade".
Im Jahre 1939
Erst erfolgte die Ausbildung im "Bad", nunmehr in der "Gemeindeturnhalle". Gemeint ist die beschlagnahmte Arbeitersporthalle. Die Sporthalle war seit 1938 vom weiblichen Arbeitsdienst belegt.
Der Bürgermeister Gärtner setzte sich dafür ein, eine weitere Turnhalle im Ort zu errichten. Der Krieg verhinderte dieses Vorhaben.
Im Kreisarchiv unter dem Aktenzeichen KA ERZ Gm Rau v 45 As 186 sind sogar Zeichnungen zu finden.
4. 3. 1939 Bunter Abend im Bad. Polizeistunde ist um 2 Uhr.
12.4. 1939 Im 'Capitol' wird der Film vom Deutschen Turnfest 1938 in Breslau gespielt.
13. 6.1939 Noch immer ist der Eingang zum Turnplatz nicht verändert. Letzte Frist 1. August.
5.11.1939 Das Eingangstor zum Sportplatz ist fertig.
Im Jahre 1944
Die Front rückt näher heran. Die ersten Flüchtlinge aus den Ostgebieten kommen hier an.
Auf dem Arbeiter-Sportplatz werden Baracken errichtet, die als Wohnungen dienen sollen.
Im strengen Winter 44/45 war es darin hundekalt.
Eingeweiht am 28. 10.1944 - Abgerissen 1949.
Im Jahre 1903
Nach der Gründung des Arabeiter-Turn-und-Sportbundes (ATSB) in Deutschland kam es auch zur Spaltung des Sports in Raschau. Zuerst wurde hier 1903 der Arbeiter-Radfahrerverein Wanderlust gebildet. Das neue Verkehrsmittel Fahrrad stand nicht nur als solches hoch im Kurs. Es wurde nunmehr auch für das Saalradfahren genutzt.
Der Verein war Mitglied des Arbeiter-Radfahrerbundes. Seine Aufgabe sah er in der Hebung und Förderung des Radfahrens sowie der
Pflege von Geselligkeit in Arbeiterkreisen. Vorsitzender wurde Oswald Lein, 1908 Max Weigel. Auch Arno Georgi ('Kellner Arn') wurde Radfahrer. Bereits am 26. 8. 1904 veranstalteten sie durch Raschau eine 'Korsofahrt'. 1908 hatte der Verein 53 Mitglieder.
1905 Arbeitergesangverein Frohsinn
Im Jahre 1905
Auch der Gesang gehörte in dieser Zeit zum Sportverein. So wurde der 'Arbeitergesangverein Frohsinn' am 10. November 1905 gegründet. In kurzer Zeit vereinigte er 98 Mitglieder. Vorsitzender wurde Johann Eisenbach. Zur Gründungsversammlung wurden auch die Statuten angenommen. Darin heißt es: "Der Arbeitergesangverein Frohsinn von Raschau und Umgegend. Zweck desselben ist die Pflege des Gesangs und der geselligen Unterhaltung. Dieser Zweck
soll erreicht werden durch regelmäßige wöchentliche Singstunden sowie durch Veranstaltung von Konzerten, verbunden mit Ball."
Wiederholt fanden auch humoristische Vorträge statt, so im 'Gasthof zum Goldenen Anker' am 14. April 1907 und am 9. Februar 1908. Vorsitzender war seit 1907 Emil Weißflog, 1910 Oskar Funk (*25.2.1879 - +23.9.1942) und Johann Richter (*18.11.1872 - +25.4.1921). Von den Zusammenkünften des Chors ist wenig überliefert. Am 14.April 1907 wurde ein Ball im 'Anker' veranstaltet, ein weiterer am 9.Febr. 1908. An Eintritt wurden 30 Pfennige verlangt. Der Stundenlohn in der Korkfabrik belief sich auf 23 Pfennig.In einem Schreiben des Kreisamtes erhielt der Vorsitzende des Vereins die Genehmigung für ein Konzert am 13. Februar 1910 im Anker. Jedoch sollten 40 Pfennig Eintritt verlangt werden. Davon war die Hälfte des Reingewinns abzuführen an die Armenkasse und an den Frauenverein.
Ein Stiftungsfest wurde am 11. September 1910 gefeiert. Dazu fand ein Umzug durch den Ort statt. Anschließend versammelten sich die Umzügler vor dem Anker-Gasthof unter freiem Himmel, führten eine Versammlung mit musikalischen Einlagen durch. Dann wurde sich im Saal des Gasthofs vergnügt bis nachts um 2 Uhr. Für dieses Fest stellte der Amtshauptmann Demmering eindeutige Bedingungen, worüber wir heute wohl ein wenig lächeln können:
1. Der Festzug hat sich auf der rechten Seite der Straße zu bewegen
2. Bei Scheuen von Zugtieren ist die Musik sofort zu unterbinden.
3. Während des Gottesdienstes darf die Musik nicht spielen.
4. Während der Ansprache ist dafür zu sorgen, daß der öffentliche Verkehr keine Störung erleidet.
1907 Arbeiterturnverein - Freie Turnerschaft
Im Jahre 1907
Das Jahr 1907 setzte markante Veränderungen in der Entwicklung des Sports in Raschau. In diesem Jahre wurde im Rahmen des ATSB der Arbeiterturnverein Freie Turnerschaft gegründet. Dieser wurde nach den Radfahrern 1903 und den Sängern 1905 der dritte, aber entscheidende Sportverein der Arbeiterschaft. Zur Gründung 1907 traten ihm sogleich 72 Sportler bei.
Für die 72 Mitglieder der eben gegründeten Freien Turnerschaft fand sich ein Übungsplatz auf dem Grundstück des Sportkameraden Emil Bock, ein Korkschneider und Mitglied der SPD, der einen Schuppen und einen Garten zur Verfügung stellte (Schulstraße 29). Sportgeräte wurden angeschafft, im Freien wurde geturnt, danach wurden die Geräte wieder im Schuppen gelagert.
Also bestanden fortan zwei unterschiedliche Sportvereine, wenn man die Sache von der Politik her betrachtet. Diese grüßten mit 'Gut Heil', jene grüßten mit 'Frei Heil'. Doch die sportlichen Übungen waren in beiden Vereinen die gleichen.
Im Jahre 1908
Die Mitgliederliste aus dem Jahr 1907
Im Jahre 1910
Ein Mitgliedsausweis
Im Jahre 1909
Kegelklub ’Alle Neune’
Kreisarchiv Schwarzenberg, Akte 185, Raschauer Nr. 502;Kegelklub 'Alle Neune betr., 1909
10.8.1909 Preiskegeln im 'Gastshof zum Anker' vom 14. bis 25.8.1909
1. Preis 150 Mark
2. Preis 100 Mark
3. Preis 75 Mark
4. Preis 50 Mark
5. Preis 25 Mark.
Der Gemeindevorstand teilt dem Kegelklub mit,, dass die Veranstaltung den jetzigen Zeiten nicht entspräche und er doch von der recht ausgedehnten Vergnügung lieber absehen möge. Die Erlaubnis wird erteilt, daß insgesamt 2400 Karten zu 50 Pfennig verkauft werden.Bedingung ist aber, dass dem Frauenverein, zu dessen Ehren das Preiskegeln stattfinden soll, 200 Mark in bar abzuführen sind.
1909 Radfahrverein Katarinental
Im Jahre 1911
Wollte ein Sportler 1910 radfahren, singen und turnen, so musste er Mitglied in drei Vereinen sein und dreimal Beiträge bezahlen. Das wurde nun geändert. 1910 beschlossen die Vereinsleitungen, künftig nur noch in einem einheitlichen Sportverein zu wirken. So wurde 1911 der 'Zentralverein' gegründet.
In die Leitung wurden gewählt Gustav Kautzsch als Vorsitzender, Emil Richard Lang als 2. Vorsitzender, der Schneidermeister Karl Rudolf Walther als 1. Kassierer, der Handarbeiter Bruno Oskar Neubert als Stellv. Kassierer, der Brauer Paul Arno Oelmann als 1. Schriftführer, der Etuimacher Max Emil Walther, 2. Schriftführer, und Obmänner wurden Fabrikarbeiter Friedrich Hermann Richter, Korkschneider Guido Paul Meichsner und der Metallpolierer Paul Guido Müller.
Im Statut des Zentralvereins ist festgeschrieben, daß er aus aktiven und passiven Mitgliedern besteht. Die passiven Angehörigen 'sind solche, die aus Interesse den Verein finanziell unterstützen'.
Weiter heißt es im Statut, daß der Verein seinen Zweck darin sehe, körperliche und geistige Bildung zu fördern und zu pflegen. Das soll erreicht werden durch wissenschaftliche Vorträge, durch Sing- und Turnstunden, durch Pflege des Radfahrsports, durch Hebung der musikalischen Kunst. Und so geschah es auch.
Dem Sportverein fehlte ein geräumiger Platz, auf dem die Sportler ihr Training durchführen konnten. Um 1912 wurde der Bau der Viehzit bis zum 'Pöhler Steig' abgeschlossen. Ganz oben stand die Georgenburg als Gaststätte unter dem strebsamen Wirt Arno Georgi. Und oberhalb dieser Ritterburg erhielten die Sportler noch 1912 ein entlegenes Feldgrundstück zugewiesen, das sie von der Gemeinde kaufen konnten. Für einen Quadratmeter Boden wurden 50 Pfennige
verlangt.
Nun begann die freiwillige Arbeit mit Hacke und Schaufel. An der Viehzitstraße mußte eine Trockenmauer errichtet werden, da sich das Grundstück durch eine erhebliche Schräglage auszeichnete. Große Erdmassen mußten verlagert werden. So entstand ein kleiner Turnplatz, dahinter blieb ein hoher Rand. Dort zog sich das Grundstück bis hinauf zum neuen Wasserwerk hin. Oben wurde ein Holzschuppen für die Sportgeräte errichtet, ab 1924 entstand hier die Sporthalle.
Man bedenke, in den Fabriken hatten sich an der Dauer der Wochenarbeitszeit nichts verändert. Und der Sport sollte nicht zu kurz kommen.
Überliefert ist, dass sich die Turner an den Sportfesten in Schneeberg, Lößnitz und Lauter beteiligten.
Im Jahre 1913
Die Sportplatzweihe von 1913
Am 1. Juni bewegte sich der Festzug mit Musikbegleitung durch den Ort. Auf dem Sportplatz wurde dann der Weiheakt feierlich durchgeführt. Nun traten die drei Gruppen der Sportler auf, 40 Turner zeigten in schmucker Turnkleidung Freiübungen,
dann trat die bekannte 'Riege Eiche' auf, bestehend aus sieben hervorragenden Turnern, unter ihnen Alfred Schreyer. Diese Riege war 1912 gebildet worden; ihr letzter Auftritt erfolgte 1958.
Die Radfahrer und Sänger traten auf.
Im Freien fand nun ein Instrumentalkonzert statt.
Am nächsten Tag wurde sich wiederum unter Musikbegleitung auf dem Sportplatz getroffen. Dann marschierten die Sportler gemeinsam in die 'Gaststätte Schweizerhof' in Mittweida. Dort auf dem Saal fand der große Weiheball statt.
Sechs Wochen später, am 13. Juli 1913, begingen die Radfahrer ihr zehnjähriges Bestehen. Sie organisierten eine Korsofahrt durch den Ort, die von vielen Zuschauern am Straßenrand Zustimmung fand, die aber nur unter folgenden Bedingungen genehmigt worden war:
1. Die Auflösung des Zuges hat keinesfalls auf der Straße zu erfolgen.
2. Die Zugteilnehmer haben sich unter Freilassung der Fußwege auf der rechten Seite der Straße zu bewegen.
3. Den Automobilen ist rechtzeitig und genügend auszuweichen.
Wintersportverein 1919 - 1923
Kreisarchiv Schwarzenberg, Akte 188, Raschauer Nr. 508, Wintersportverein betr. 1919 - 1923
17.10.1919 Die Statuten des Wintersportvereins werden eingereicht.
4.1.1923 Der Verein will am 7. Januar 1923 das Tumzimmer der Schule für einen Trockenskiunterricht haben.
Vorsitzender des Vereins ist Louis Schmiedel.(Louis Schmiedel (*2.1.1895 - +13.7.1961), Handelsmann, OL 70)
1931 Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit
2006 SV Mittweidatal 06 Raschau-Markersbach
Sportvereine Langenberg
1910 Arbeiter-Turn- und Sportverein Langenberg
1910 Gründung eines Männerchores
1924 Bürgerlicher Deutscher Sportverein
1926 Gründung eines Spielmannszuges
Dieser Inhalt beruht auf Grundlage der Unterlagen der von Siegfried Hübschmann erstellten Ortschronik und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Über Hinweise und Ergänzungen würden wir uns sehr freuen!